Erika Fischer-Lichte: „Ästhetik des Performativen“ (2004) I

Es folgt der erste Teil der Zusammenfassung des Textes „Ästhetik des Performativen“ von Erika Fischer-Lichte (2004, S. 444-448).

Im ersten Abschnitt des Textes „Begründung für eine Ästhetik des Performativen“ stellt Fischer-Lichte dar, weshalb die Notwendigkeit besteht eine „neue Ästhetik“,  eine „Ästhetik des Performativen“, zu entwerfen (2004, S. 444-445). Dieser Bedarf entstand laut Fischer-Lichte (2004, S. 444-445) aufgrund der sogenannten „performativen Wende“, die seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wahrgenommen wird. Anstelle der Kunstwerke entdeckt man „Ereignisse“, an denen nicht nur Künstler/ Produzenten, sondern ebenfalls Rezipienten partizipieren (Fischer-Lichte 2004, S. 444). Dies hat zur Folge, dass Material- und Zeichenstatus nicht mehr identisch sind und ermöglicht allen Teilnehmern Verwandlungen zu erfahren (Fischer-Lichte 2004, S. 444).

Der zweite Abschnitt des Textes ist mit dem Titel „Die Aufführung als Ereignis“ überschrieben (Fischer-Lichte 2004, S. 445). Laut Fischer-Lichte (2004, S. 445) findet um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein Perspektivenwechsel, von der Werkorientierung der Ästhetik zur „Ereignishaftigkeit von Aufführungen“, statt.

Zuvor lag der Fokus auf dem Werk und dem Künstler als Genie, der seit Ende des 18. Jahrhunderts als „autonomes Subjekt“ galt (Fischer-Lichte 2004, S. 445-446). Philosophen, wie etwa Heidegger, Hegel und Adorno, betrachteten das „Kunstwerk als Hort der Wahrheit“ (Fischer-Lichte 2004, S. 446). Obwohl dieses Sichtweise abgelehnt wurde, änderte dies nichts an der signifikanten Rolle des Werkes in der ästhetischen Reflexion (Fischer-Lichte 2004, S. 446). Gleichwohl wird dem Rezipienten eine bedeutende Rolle eingeräumt, da er den Sinn/ die Bedeutung eines Werks erzeugt (Fischer-Lichte 2004, S. 446). Gleichwohl steht das Werk und seine Unabhängigkeit von Rezipienten und dessen Deutungen im Mittelpunkt (Fischer-Lichte 2004, S. 446).

Die Ereignishaftigkeit als spezifische Ästhetizität setzt sich durch zwei Merkmale dezidiert von einer werkorientierten Ästhetik ab: 1. das Ereignis ist ein nicht reproduzierbarer Prozess und 2. die Eliminierung der Grenze zwischen Künstler und Publikum (Fischer-Lichte 2004, S. 447). Somit wurde das Theater ebenfalls zu Kunst erklärt. Folglich können „Werk-, Produktions- und Rezeptionsästhetiken “ nicht herangezogen werden, um Aufführungen zu reflektieren.

Fischer-Lichte (2004, S. 447) begründet die Entwicklung der Aktions- und Performance-Kunst mit dem Ziel der Künstler „flüchtige“ Ereignisse erschaffen zu wollen: „Die Flüchtigkeit und Unwiederholbarkeit wurde hier zum Programm erhoben“ (Fischer-Lichte 2004, S. 447).

Die Autorin nennt folgende drei Charakteristika, die eng mit der Ereignishaftigkeit von Aufführungen verknüpft sind: 1. „Autopoiesis der feedback-Schleife“, 2. „das Phänomen der Emergenz“ und 3. „Situationen von Liminalität“ (Fischer-Lichte 2004, S. 448).

Literatur

Auszug aus Erika Fischer-Lichte, Ästhetik des Performativen, Frankfurt/M.: Suhrkamp 2004, S.29f., 281-284, 296-300 u. 315f.

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